01.07.-05.07.19 | Gedenkwoche Marwa El- Sherbini 2019 | Dresden

Anlässlich des zehnten Todestages von Marwa El-Sherbini findet eine Gedenkwoche statt. Ein Vorbereitungskreis, bestehend aus zivilgesellschaftlichen und kommunalen Akteuren, die sich für eine lebendige Erinnerungskultur für Opfer politisch motivierter Gewalt stark machen, hat mehrere Veranstaltungen geplant, um ein öffentliches Zeichen gegen jegliche Form von Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung zu setzen.

Mittwoch, 5. Juni bis Donnerstag, 4. Juli 2019, Volkshochschule Dresden

Das Bürgermeisteramt der Landeshauptstadt Dresden und der Vorbereitungskreis des Marwa El-Sherbini-Gedenkens richten in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Dresden die Ausstellung „Opfer rechter Gewalt in Deutschland 1990-2017“ aus. Diese wird in den Räumen der Volkshochschule, Annenstraße 10, gezeigt. Die Ausstellung wird durch Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch am 4. Juni 2019 um 15:30 Uhr eröffnet.

Montag, 01. 07.2019, 13 Uhr, Landgericht Dresden:

Öffentliche Gedenkveranstaltung

Montag, 01.07.2019, 17 Uhr, Kreuzkirche am Altmarkt:

Ökumenisches Friedensgebet zum Gedenken an Marwa El-Sherbini (Predigt: Pfarrer Holger Milkau)

Dienstag, 02. Juli 2019, 17 Uhr, Neues Rathaus, Festsaal:

Vernissage zur Fotoausstellung „Wir sind Dresdnerinnen“ im Rathaus. Frauen, die den Frauentreff des Ausländerrates Dresden e.V. besuchen, zeigen, was für sie „Dresdnerin sein“ bedeutet. Sie wurden von Alexandra Zwereva porträtiert und fotografierten selbst ihre Sicht auf Dresden.

Mittwoch, 03. Juli 2019, 19.30 Uhr, Zentralbibliothek Dresden:

Podiumsgespräch „Tödliche Realitäten. Der rassistische Mord an Marwa El-Sherbini“. Youmna Faoud Anwar Adelaziz, Dr. Kati Lang, Sophie Albeiruti und Andrea Hübler erinnern an den rassistischen Mord und sprechen über Kontinuitäten von Menschenfeindlichkeit und Rassismus bis heute.

Donnerstag, 04. Juli 2019, 16 Uhr, Landgericht Dresden:

Mahngang „Auf den Spuren Marwas“. Dieser Mahngang soll an Marwa El-Sherbini erinnern und wichtige Stationen ihres Lebens zeigen. Treffpunkt ist vor dem Landgericht Dresden.

Donnerstag, 04. Juli 2019, 18 Uhr, Johannstädter Kulturtreff e. V.:

Buchlesung „Feindbild Islam und institutioneller Rassismus“. Der Menschenrechtsanwalt Eberhardt Schultz liest aus seiner 2018 erschienenen Falldokumentation und erläutert, welche Rolle der »institutionelle Rassismus« in der heutigen Form des antimuslimischen Ressentiments spielt und wie dessen Ausbreitung unsere Demokratie gefährdet.

Freitag, 05. Juli 2019, 19 Uhr, Kunsthaus Dresden:

Rassismus, Migration und die Konstruktion des „Fremden“ in der DDR. Die Veranstaltung bietet sowohl historische Perspektiven auf Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in der BRD und DDR, als auch aktuelle Analysen. Möglichkeiten des solidarischen Agierens mit Betroffenen werden in den Blick genommen.

Änderungen vorbehalten.

Warum ein Gedenktag für Marwa El-Sherbini?

Marwa El-Sherbini wurde in der Landeshauptstadt Dresden aus rassistischem und islamfeindlichem Hass ermordet.

Marwa El-Sherbini wurde 1977 in der ägyptischen Stadt Alexandria geboren. Sie war Schulsprecherin am English Girls College und war von 1992 bis 1999 Mitglied der Handballnationalmannschaft. In ihrer Heimat studierte sie Pharmazie und kam 2005 gemeinsam mit ihrem Mann, dem Biologen Elwy Ali Okaz, nach Deutschland. Seit 2008 lebte die Familie in Dresden, wo Marwa El-Sherbini in einer Apotheke arbeitete.

Im August 2008 wurde Marwa El-Sherbini von ihrem späteren Mörder auf einem Dresdner Spielplatz als „Islamistin“ und „Terroristin“ beschimpft. Nach einer Anzeige bei der Polizei kam es am 1. Juli 2009 zur Gerichtsverhandlung im Dresdner Landgericht, bei der die schwangere El-Sherbini als Zeugin aussagen sollte. Als sie den Gerichtssaal verlassen wollte, tötete sie der Angeklagte, der Russlanddeutsche Alex Wiens, mit zahlreichen Messerstichen und verletzte auch ihren Mann schwer. Der dreijährige Sohn wurde Zeuge, wie seine Mutter verblutete. Der Täter wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt; die besondere Schwere der Schuld wurde festgestellt.

Marwa El-Sherbini ist nicht das einzige Opfer fremdenfeindlicher Gewalt in Dresden: Bereits im April 1991 kam der mosambikanische Vertragsarbeiter Jorge Gomondai in Folge eines fremdenfeindlichen Übergriffs zu Tode.

Dem fremdenfeindlich motivierten Mord an Marwa El-Sherbini wird am 1. Juli eines jeden Jahres mit dem Ziel gedacht, ein Zeichen für eine weltoffene und tolerante Gesellschaft zu setzen, in der niemand aufgrund von Herkunft, Religion und Aussehen diskriminiert oder angegriffen wird.

Die Stadtverwaltung Dresden beteiligt sich seit 2009 am Vorbereitungskreis des Marwa El-Sherbini Gedenkens, dem verschiedene Einrichtungen und Vereine wie z. B. der Ausländerrat Dresden e. V. und der Johannstädter Kulturtreff angehören.

Redaktion TolSax

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