02.08.19 | Kino in Bewegung | Chemnitz

19:00 Chemnitz Open Space, Brückenstraße 10, 09111 Chemnitz
Eine Initiative von Studierenden und Lehrenden der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig zu Besuch im Chemnitz Open Space.
„Kino in Bewegung“ wendet sich direkt an das regionale Umfeld Leipzigs in Sachsen, um Austausch und Kultur durch Filmvorführungen und Diskussionen zu fördern. Die Initiative von Studierenden und Lehrenden der Hochschule für Grafik und Buchkunst /Academy of Fine Arts Leipzig (HGB) wurde von Carsten Möller, künstlerischer Mitarbeiter für Video- kunst, und Prof. Clemens von Wedemeyer, Leiter der Klasse expanded cinema, gegründet.
Fast zwei Drittel der Einwohner*innen Sachsens leben in Kleinstädten und ländlichen Gebieten. Die Entwicklungen hier und in den urbanen Ballungszentren driften zunehmend auseinander. Dies betrifft nicht nur die Wirtschaft, sondern auch und gerade die soziale und kulturelle Sphäre. In den vergangenen zehn Jahren verlor Sachsen 19 Prozent seiner Kinos, ausnahmslos alle an Standorten unter 50.000 Einwohner.
Mit den Spielstätten stirbt nicht nur eine Kulturform, sondern auch eine wichtige Möglichkeit gesellschaftlicher Begegnung und Teilhabe.
Das Projekt strebt einen kulturellen Dialog zwischen urbanem und kleinstädtischem bzw. ländlichem Raum an. Im Anschluss an die Präsentation der jeweils für die konkreten Orte ausgewählten Filme diskutieren die Initiator*innen mit Gästen und Besucher* innen über Haltungen, Bedürfnisse und Werte.
„Kino in Bewegung“ zielt so auf wechselseitige Entwicklungs- und Veränderungsprozesse ab und agiert aus der Überzeugung, dass dies nur auf der Grundlage unmittelbarer Begegnungen gelingen kann.
Gezeigt werden folgende Filme:
[ˈdʊŋkl̩ˌdɔɪ̯ʧlant], Juliane Jaschnow und Stefanie Schröder, 13 min, 2015
Es ist feucht in diesem Film: wir tauchen ein in die Welt der
ORWO-Filmfabrik in Halle/Bitterfeld. Dort entledigt sich die ehemalige
Industrieregion ihres industriellen Aussehens: Wellnesscenter breiten
sich aus, Schafe grasen unter Solarpanels. Die subjektive Kamera sucht
stolpernd nach der richtigen Distanz.
Germany ilu olokiki, Malte Fröhlich und Maria Kindling, 9 min, 2013
Ein Film, der von der Frustration, nicht ankommen zu dürfen, wo man
möchte, handelt. Wir begleiten in dem Film Geflüchtete in dem Dorf
Vockerode in Sachsen-Anhalt. Sie singen über ihren Willen, zu arbeiten
und von der Frustration, dies nicht zu dürfen.
Hier, Sandra Barth und Katharina Knust, 8 min, 2013
Hier bildet Jugendliche ab – dabei schwanken die Beobachtungen zwischen
Optimismus und Zärtlichkeit sowie Hoffnungslosigkeit und fehlenden
Zukunftsaussichten.
Daheim, Olaf Held, 30 min, 2011
Es werden sowohl Romantik als auch Groteske des Landes und der Stadt
gezeigt. Mit zärtlichem Humor erzählt der Film die Geschichte eines
Dorfbewohners, welcher seine Arbeit verliert und versucht, seinen Platz
in der Stadt zu finden.
Über Namen, Stefania Tatiana Smolkina, 14min, 2019
Der Film beschäftigt sich mit der erzwungenen Namensänderung im
sozialistischen Bulgarien im Winter 1984—85, in dem alle Angehörigen der
dort lebenden türkischen Minderheit gezwungen wurden, ihren Namen zu
„bulgarisieren“. Es geht um das individuelle Erinnern an ein kollektives
Ereignis. Dieses Erinnern gerät in immer größere Distanz zur erlebten
Geschichte – sichtbar wird das auch durch die langsam alternden
Skulpturen in einem sozialistischen Skulpturenpark.
Der Grosse Gammel, Susann Maria Hempel, 5 min, 2012
Der Film erzählt auf experimentelle Weise die Geschichte eines
geschlossenen und abgerissenen Theaters in Greitz, dem Lebens- und
Arbeitsmittelpunkt der Regisseurin, die dort auch aufgewachsen ist. Sie
hat das Theater vor seinem Abriss in Bildern dokumentiert und die
Vernichtung dieser Bilder wiederum filmisch festgehalten.
Im Anschluß folgt eine Diskussionsrunde mit den Regisseuren Juliane Jaschnow und Olaf Held, sowie Ender Yimasel Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Mercator Forum Migration und Demokratie, Forschungsgruppe: Migration in lokalen und regionalen Kontexten und Sebastian Lupke Mitarbeiter bei Sächsischer Flüchtlingsrat e.V.