04.10.-09.10.20 | Kultur- und Veranstaltungswoche RomaLeben | Dresden

Uhrzeiten und Orte je nach Veranstaltung

Autor_innen: Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e.V. (Facebook)

Bislang unerzählte Geschichten und künstlerische Beiträge von und mit Roma- und Sinti-Persönlichkeiten präsentiert die Kultur- und Veranstaltungswoche RomaLeben vom 4. bis 9. Oktober 2020 in Dresden.

Ob Rundgang, Lesungen, Filmvorführung, Konzert oder Fachtag: Den regionalen Spuren, dem Leben und Wirken der Minderheit von Roma und Sinti in Dresden wird in vielfältiger Weise nachgegangen. Mit lokalen Akteur*innen wie Romano Sumnal, Roma-Verein Sachsen (Facebook), und Kristina Winkler, Integrations- und Ausländerbeauftragte der Stadt Dresden, aber auch überregionalen Expert*innen wie Romani Rose, Bürgerrechtsaktivist und Vorsitzender des Zentralrat Deutscher Sinti und Roma (Facebook), der Soziologin und Filmemacherin Iovanca Gaspar und der Historikerin und Biografin Annette Leo kommen wir ins Gespräch.

Ziel der Woche ist es, die traurigen und problematischen Geschichten rund um Zuwanderung und Armut um das Schaffen und die kulturelle Produktion von Roma und Sinti zu erweitern.

Die Woche RomaLeben wird veranstaltet von der Integrations- und Ausländerbeauftragten der Landeshauptstadt Dresden und RomaRespekt bei Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen.
Für alle Veranstaltungen ist eine Anmeldung erforderlich unter: info@weiterdenken.de.

PROGRAMM
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Sonntag, 4. Oktober 2020, 16 Uhr:
Mit einer Führung am Festspielhaus Hellerau startet die Woche RomaLeben am 4. Oktober 2020 um 16 Uhr. Der Rundgang ist dem Sinto-Boxer Johann Wilhelm „Rukeli“ Trollmann gewidmet. Die Skulptur „9841“ wurde 2012 auf dem Gelände des Festspielhauses durch die Dresdner Künstlergruppe BEWEGUNG NURR aufgestellt. Sie erinnert an Trollmann, den deutschen Boxmeister im Halbschwergewicht von 1933, der als Sinto im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurde. Die Führung erzählt von der Entstehung der Skulptur, zur Biografie Trollmann und ordnet die historische Geschichte der Verfolgung der Sinti und Roma zwischen 1933 und 1945 ein. Auch aktuelle Debatten finden ihren Platz in der Führung.
Mehr erfahren: https://calendar.boell.de/…/kein-halt-darin-boxen-und-erinn…

Montag, 5. Oktober 2020, 18 Uhr:
Der mit dem Fernsehpreis der Erwachsenenbildung ausgezeichnete Dokumentarfilm „Dui Rroma“ wird in Anwesenheit der Regisseurin Iovanca Gaspar und mit einem Klavierkonzert von Adrian Gaspar (ADRIAN GASPAR [Facebook]) im Rathaus festlich präsentiert. Der Film erzählt die Geschichte des europaweit bekannten Hugo Höllenreiners, einem Sinto, der mehrere Konzentrationslager überlebte und Opfer des KZ-Arztes Josef Mengele wurde. In einer Zugfahrt nach Auschwitz erzählt der Überlebende dem im Rathaus anwesenden Komponisten und Rom Adrian Gaspar von seinem unvorstellbaren erlittenen Leid, zu dem auch die sadistischen Experimente in Auschwitz gehörten. Der in Rumänien geborene junge Musiker verarbeitet diese Begegnung in seiner Komposition Bari Duk – Großes Leid. Diese Komposition wird im Plenarsaal des Rathaus am 5. Oktober 2020 um 18 Uhr zu hören sein.
Mehr erfahren: https://calendar.boell.de/de/event/dui-rroma-0

Dienstag, 6. Oktober 2020, 18 Uhr:
Von jugendlichen Roma aus Sachsen wird aus dem modernen Poesie-Atlas der Roma und Sinti „Die Morgendämmerung der Worte – Gedichte aus aller Welt“ am 6. Oktober 2020, um 18 Uhr, im Erich-Kästner-Haus gelesen. Der 2018 erschienene Lyrikband ist das Ergebnis einer jahrelangen Suche in den Antiquariaten und Bibliotheken Europas, das Ergebnis einer literaturwissenschaftlichen Forschung an den Quellen: Die Poesie der Roma und Sinti, Lovara, Kalderasch, Gitanos, Travellers oder Jenischen. Nie zuvor wurde die Vielfalt einer schwer zu fassenden Literatur so umfassend dargestellt. Die Anthologie nimmt nicht nur jene lyrischen Selbstzeugnisse auf, die in einer der Varianten von Romanes oder Romani verfasst worden sind, sondern auch Gedichte, die aus etwa 20 Sprachen ins Deutsche übertragen wurden, viele davon zum ersten Mal. Die Veranstaltung wirft ein Schlaglicht auf die Literatur der Roma und Sinti und birgt einige Überraschungen.
Mehr erfahren: https://calendar.boell.de/…/die-morgendaemmerung-der-worte-0

Mittwoch, 7. Oktober 2020, 18 Uhr:
Die Lesung aus „Das Kind auf der Liste – Die Geschichte von Willy Blum und seiner Familie“ von und mit der Autorin Annette Leo macht Dresdner Lokalgeschichte konkret erfahrbar. Sie findet am 7. Oktober um 18 Uhr in der Schauburg statt. Willy Blum hat mit seiner Familie von 1934 bis 1938 am „Volkshaus Laubegast“ Winterquartier genommen. Er ist einer der wenigen Sinti, deren Geschichte wir kennen und die eng mit Dresden verwoben ist. Er war nur sechzehn Jahre alt, als er in Auschwitz-Birkenau ermordet wurde. Seine Familie betrieb eine Marionettenbühne und ist Teil sächsischer Theaterfigurengeschichte. Die Autorin Annette Leo liest aus ihrem Buch mit dem Schwerpunkt lokaler Lebens- und Verfolgungsgeschichte.
Neben der Lokalgeschichte ist die Verfolgungsgeschichte Willi Blums aber auch Teil des Literaturkanons der DDR. Denn Willy Blum ist Teil der Geschichte rund um den Roman „Nackt unter Wölfen“.
Als er in Auschwitz-Birkenau ermordet wurde, blieb von ihm nur ein Name auf einer Liste neben dem durchgestrichenen Namen Jerzy Zweigs, der durch Bruno Apitz` Roman „Nackt unter Wölfen“ weltberühmt wurde. Über Willy Blum und seine Familie wusste man bislang nichts. Angestoßen von einem Protestschreiben des Vorsitzenden des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rose, anlässlich der Neuverfilmung des Apitz-Romans „Nackt unter Wölfen“ im Jahr 2015 hat sich die Autorin Annette Leo auf die Suche nach der Geschichte von Willy Blum und seiner Familie gemacht. Es ist die Geschichte einer Familie von Marionettenspielern, die seit Generationen Kultur in die Dörfer und kleinen Städte brachten. Es ist die Geschichte einer mörderischen rassistischen Verfolgung während der NS-Zeit und zugleich die Geschichte von Missachtung und Verschweigen dieses Leidensweges während der Nachkriegszeit.
Mehr erfahren: https://calendar.boell.de/…/das-kind-auf-der-liste-die-gesc…

8. / 9. Oktober 2020:
Die Woche endet mit dem zweitägigen Fachtag SEHEN und SPRECHEN auf AUGENHÖHE zu Geschichte, Stereotypen, Kultur und Verstärkung von Roma und Sinti in Dresden und Sachsen im Dresdner Rathaus, zu dem mehr als 25 lokale und überregionale Expert*innen zu Wort kommen.
Mehr erfahren: https://calendar.boell.de/…/sehen-und-sprechen-auf-augenhoe…)

Weitere Informationen hier (Facebook)

Weiterdenken - Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e.V

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