Verschoben: 20.03.20 | Demokratietagung „Politisch Handeln im autoritären Sog: UNGEHORSAM “ | Leipzig
Aufgrund der Entwicklungen um den Corona-Virus ist die Veranstaltung leider abgesagt. Sie soll stattdessen nächstes Jahr stattfinden. Personen, die sich angemeldet haben, werden ausführlich per Mail informiert. Wir halten Euch auf dem Laufenden!
Zudem empfehlen wir Euch die Aufzeichnung des Vortrags: Demokratien als riskante Ordnungen am 20.03.2020 10 Uhr.


9:30 – 16:30 Mediencampus Villa Ida · Poetenweg 28 · 04155 Leipzig
Ungehorsam macht Ungerechtigkeit und den Protest dagegen sichtbar. Mit Mitteln des Ungehorsams haben sich viele Gruppen in unserer Gesellschaft erst Gleichberechtigung erkämpft. Ungehorsam hat darüber hinaus ein emanzipatorisches Potential, er birgt die Möglichkeit für neue Ideen und politische Veränderungen.
Zurzeit scheint das für Sachsen in weiter Ferne. Die Forderungen und Parolen rechtspopulistischer und neo-faschistischer Bewegungen münden vermehrt in autoritäre Politik. Politische Initiativen und Zivilgesellschaft stehen unter Druck, ihre Tätigkeiten unter Verdacht. Selbst das Retten von Menschenleben im Mittelmeer kann ein Akt des Ungehorsams sein. So gilt gerade im autoritären Sog: Demokratie lebt vom Ungehorsam.
Auf der Tagung wollen wir die Fragen diskutieren, wie viel Ungehorsam die Demokratie braucht, welches utopische Potential sich in Formen des Ungehorsams verbirgt und was Ungehorsam im autoritären Sog bedeutet.
Anmeldung
Auf der Tagungswebsite von Weiterdenken können Sie sich für die Tagung verbindlich anmelden. Bitte geben Sie dafür an, an welchem Workshop Sie teilnehmen möchten sowie einen Alternativ-Workshop. Die Workshops sind auf 20 Teilnehmende begrenzt. Fragen zur Barrierefreiheit stellen Sie bitte mit Ihrer Anmeldung.
Anmeldeschluss ist der 10. März. Direkt zur Anmeldung
Die Teilnahme ist kostenfrei. Ein Mittagessen zum Selbstkostenpreis und Getränke stehen auf der Tagung bereit. Die Teilnahmezahl ist begrenzt.
Programm
9.30 Uhr Ankommen und Anmeldung
10 Uhr Begrüßung
10.15 Uhr Vortrag und Diskussion
Demokratien als riskante Ordnungen – Was heißt ‚Ziviler Ungehorsam‘ im autoritären Sog?
mit PD Dr. Julia Schulze Wessel, Politikwissenschaftlerin
11.45 Uhr Überblick über die Workshops und Organisatorisches
12 bis 13 Uhr Mittagspause
13 Uhr bis 16.15 Uhr Workshop-Phase mit Pause
- Ungehorsam für Bleiberecht. Kirchenasyl und Bürgerasyl
- Blockieren
- Bestens informiert immer so weiter machen. Das ist das Problem! – Unterlassen und Verweigern
- Unter Extremismusverdacht: Antifaschismus und demokratische Zivilgesellschaft
- „Ungehorsam“ von rechts und wie wir (kreativ) damit umgehen
- Journalismus am Rande des Ungehorsams – Berichterstattung unter Druck
16.15 Uhr gemeinsamer Abschluss mit Chor
Download Programm
Urheber/in: Stefanie Busch. Dieses Bild steht unter einer Creative Commons License CC BY-NC-SA 3.0. Urheber/in: Stefanie Busch. Dieses Bild steht unter einer Creative Commons License CC BY-NC-SA 3.0.
Vortrag
Demokratien als riskante Ordnungen – Was heißt „ziviler Ungehorsam“ im autoritären Sog?
In ihrem berühmten Essay „Was heißt Verantwortung unter einer Diktatur“ plädiert Hannah Arendt dafür, das Wort ‚Gehorsam‘ aus dem Bereich der Politik zu streichen. Es widerspreche der grundsätzlichen Freiheit der Menschen, das gilt für Arendt auch unter den Bedingungen totaler Herrschaft. Diese Freiheit drückt sich für sie nicht nur im widerständigen Handeln, sondern auch in der Verweigerung und dem Entzug aus.
Können diese Überlegungen auf demokratische Ordnungen übertragen werden? Streichen wir den Gehorsam aus der Politik, ist es der zivile Ungehorsam, der als entscheidende demokratische Qualität gelten muss? Oder können auch der Entzug und die Verweigerung für Demokratien fruchtbar gemacht werden?
In dem Vortrag werden diese Fragen verhandelt und die Demokratie als eine riskante Ordnung vorgestellt, die durch die menschliche Freiheit immer wieder aufs Neue herausgefordert wird.
Vortrag und Diskussion mit PD Dr. Julia Schulze Wessel, Politikwissenschaftlerin, ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Demokratietheorie, Grenzen der Demokratie, Partizipation, Flucht und Migration
Workshops
Ungehorsam für Bleiberecht
Workshop 1: Kirchenasyl und Bürgerasyl
Asylrechtsverschärfungen und wachsende staatliche Repressionen stellen zivilgesellschaftliche Initiativen vor neue Herausforderungen. Kreative Methoden des Protestes werden genauso gebraucht wie die Unterstützung von Menschen im Kirchenasyl.
Warum braucht es zivilen Ungehorsam gerade im deutschen Asylsystem? Wo wird Ungehorsam legitim und notwendig? Wo war er bereits erfolgreich? Diesen und weitere Fragen soll im Workshop nachgegangen werden.
Workshop 1 mit Johannes Richter und Petra Schickert (Kulturbüro Sachsen e.V.)
Blockieren
Workshop 2
Von Neonazis über rechte Parteien und christliche Fundamentalist:innen bis hin zu Atomkraft und Braunkohletagebau – Blockaden sind das sichtbarste Mittel des zivilen Ungehorsams. Blockaden schaffen Öffentlichkeit und drücken Protest aus. Zugleich stehen sie in der Kritik, denn sie greifen mitunter in die Versammlungsfreiheit anderer ein.
Im Workshop diskutieren wir diese aktuelle Protestform anhand vielfältiger Beispiele: Wann sind Blockaden ein legitimes Mittel? Wann sind sie sinnvoll und was können Bewegungen voneinander lernen?
Workshop 2 mit NN
Bestens informiert immer so weiter machen. Das ist das Problem! – Unterlassen und Verweigern
Workshop 3
Einen Workshop zum Verweigern verweigern? Geht nicht. Wir wollen über das Verweigern als Praxis des zivilen Ungehorsams sprechen, reflektieren und lernen. Das braucht Mut; Unterlassen ist kein Rückzug.
Wenn die Aushandlung gesellschaftlicher Verhältnisse immer stärker Sachzwängen unterliegt, ist dann unser Denken und Handeln davon noch frei? Liegt in der Unterlassung, im Nicht-Tun, im nicht Mittun oder dem Nichtteilnehmen eine brach liegende Ästhetik unseres Handelns? Das gute Leben braucht neue Formen des Produzierens von Gegenwart und hat kein fleißiges Gesicht. Im Workshop wird die hohe Kunst des Unterlassens mit Hilfe von künstlerischen Mitteln geübt. Es gibt kein Zertifikat.
Workshop 3 mit Stefanie Busch (Bildende Künstlerin) und Kathrin Krahl (Soziologin)
Unter Extremismusverdacht: Antifaschismus und demokratische Zivilgesellschaft
Workshop 4
Ist es heute schon ein Ausdruck von Ungehorsam, für antifaschistische Werte einzustehen? Demokratieerklärung, „Neutralitätsgebot“ und Entzug der Gemeinnützigkeit: Seit Jahren sind staatlich geförderte Projekte und Initiativen, die für eine demokratische Kultur und gegen Rechtsextremismus arbeiten, Misstrauen ausgesetzt. Das gewinnt eine völlig neue Dynamik, wenn in den kommunalen Ausschüssen und Parlamenten neurechte Wählerbündnisse und rechtspopulistische Parteien agieren.
Wie kann man unter diesen Bedingungen überhaupt arbeitsfähig bleiben? Welche Formen und Möglichkeiten des Widersprechens und Umgangs sind möglich? Wie können solidarische, breit angelegte Bündnisse eingegangen werden? Diese Fragen wollen wir gemeinsam diskutieren.
Workshop 4 mit Solvejg Höppner und Franz Hammer (Kulturbüro Sachsen e.V.)
„Ungehorsam“ von rechts und wie wir (kreativ) damit umgehen
Workshop 5
In den letzten Jahren haben auch extrem rechte Akteure immer wieder auf unterschiedliche Formen des zivilen Ungehorsams zurückgegriffen, um mit ihren Aktionen eine große Öffentlichkeit zu erreichen. Im Workshop möchten wir mit den Teilnehmenden den Ungehorsam von rechts diskutieren und einordnen. Gemeinsam möchten wir geeignete Ideen für einen kreativen Umgang mit diesen Aktionen von rechts, abseits von Verboten und Strafanzeigen, erarbeiten.
Workshop 5 mit Anja Thiele und Michael Nattke (Kulturbüro Sachsen e.V.)
Journalismus am Rande des Ungehorsams – Berichterstattung unter Druck
Workshop 6
Attacken am Rande von rechten Demonstrationen, gezieltes Doxing* oder Morddrohungen – der Druck auf Journalist:innen wächst. Dabei ist unabhängige Berichterstattung Voraussetzung für eine kritische Öffentlichkeit – eine freie Presse essentiell für die Demokratie. Mit welchen Schwierigkeiten haben Journalist:innen zu kämpfen? Wie können sie trotz alledem auch am Rande von ungehorsamen Protestformen berichten? Und wie kann die Zivilgesellschaft Journalist:innen unterstützen, die unter Druck geraten?
Der Workshop bietet Raum für den Austausch von Journalist:innen mit Engagierten.
*internetbasiertes Zusammentragen und Veröffentlichen personenbezogener Daten, zumeist mit bösartigen Absichten gegenüber den Betroffenen. Zum Teil geht damit auch die Identifikation von anonymen Personen einher.
Workshop 6 mit Tobias Prüwer (Kreuzer Leipzig)
Kontakt
Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an tagung2020@kulturbuero-sachsen.de.
Eine Veranstaltung von
Eine gemeinsame Tagung von Netzwerk Tolerantes Sachsen, Kulturbüro Sachsen und Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen
Gefördert von


Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.