TolSax Update | Newsletter Juli 2020

Rassismus ist allgegenwärtig. Rassismus wird offen artikuliert: Ob gewalttätige rassistische Angriffe, ein rassistischer Diskurs, rassistische Praktiken in Institutionen oder Beleidigungen und Diskriminierung im Alltag. Im letzten Monat haben aber auch viele Menschen auf der Straße gezeigt, dass sie sich mit den von Rassismus Betroffenen solidarisch zeigen. Es ist ein Anfang. Vielleicht der Anfang einer neuen antirassistischen Bewegung. Und die braucht es! Sich mit Rassismus auseinanderzusetzen ist ein langer Prozess. Einige Tipps dafür haben wir Euch in unserem TolSax-Update Juli zusammengefasst.
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Editorial von Andrea Hübler (Support für Betroffene rechter Gewalt)
Liebe Engagierte,
Rassismus ist allgegenwärtig. Jeden zweiten Tag wird ein Mensch Opfer rechter Gewalt. 2019 zählten wir 226 reche Angriffe in Sachsen (RAA-Statistik 2019). Rassismus ist das häufigste Tatmotiv. Zwar sank die Zahl im Vergleich zum Vorjahr (317), aber über einen längeren Zeitraum betrachtet, zeigt sich eine erschreckende Kontinuität (RAA-Statistik Tool).
Rassismus wird offen artikuliert: bei Demos wie von Pegida, durch eine gewachsene Einflussnahme der AfD auch in Kommunalparlamenten und im Landtag, auf der Straße, im Supermarkt, in der Schule, am Arbeitsplatz. Beleidigungen, Diskriminierung, Blicke, Ignoranz, die „nicht böse gemeinten“ Fragen. Diese stetigen Erfahrungen mit Alltagsrassismus sind kaum weniger folgenreich für Betroffene als physische Gewalttaten. Sich dies bewusst zu machen, ernst zu nehmen und ohne Ausflüchte à la „es war nicht so gemeint“, „so empfindlich“ oder „das heißt doch schon immer so“ zu reflektieren und danach zu handeln ist überfällig. „Es reicht nicht aus, ‚kein Rassist‘ zu sein. Wir müssen Antirassisten sein“ betonte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Juni bei einer Rede in Berlin.
Seit dem brutalen Tod George Floyds durch Polizeibeamte in Minneapolis (USA) wird aktuell auch hier über Rassismus und Polizeigewalt gesprochen. Das ist höchste Zeit! Denn rassistische Gewalt von Seiten der Polizei gibt es auch in Sachsen: Racial Profiling, Demütigungen, Respektlosigkeit, Diskriminierung, Machtmissbrauch bis hin zu körperlicher Gewalt. Auch in unserer Beratungsarbeit ist das immer wieder Thema. Das Spannungsfeld, in dem rassistische Polizeigewalt stattfindet, haben wir in einem Artikel dargestellt.
Im letzten Monat haben viele Menschen auf der Straße gezeigt, dass sie sich mit den von Rassismus Betroffenen solidarisch zeigen. Beim Band der Solidarität am 14. Juni gingen in Plauen, Chemnitz und Leipzig viele Menschen auf die Straße, um sich u.a. für eine antirassistische Gesellschaft stark zu machen. An den #blacklivematters-Demos Anfang Juni demonstrierten in Dresden 4.000 Menschen und in Leipzig 15.000 Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt. Bundesweit waren zum weltweiten Aktionstag über 100.000 Menschen auf den Straßen.
Das ist wichtig! Denn Rassismus durchzieht unsere Gesellschaft. Das zu ändern, erfordert mehr als Demonstrationen, aber diese sind Zeichen des Sehens, Hörens und Handelnwollens. Es ist ein Anfang. Vielleicht der Anfang einer neuen antirassistischen Bewegung. Und die braucht es!
Sich mit Rassismus auseinanderzusetzen, beschäftigt auch unsere Initiativen und Vereine. Für diese langfristigen Prozesse findet Ihr Unterstützung: Beim Bündnis gegen Rassismus und bei den TolSax-Mitgliedern. Einige Veranstaltungen, Materialien und Analysen haben wir Euch in diesem Newsletter zusammengefasst. Daneben wieder viele Fördertipps und einige Stellen in und ums TolSax.
Viel Freude beim Entdecken wünscht
Andrea Hübler vom Projekt „Support für Betroffene rechter Gewalt“ der RAA Sachsen
Sprecherin des Netzwerk Tolerantes Sachsen
Anmerkung: Die Einleitung spiegelt nicht die Meinung des Netzwerkes oder des Sprecher_innenrates wieder, sondern einzig der Verfasser_innen.
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