TolSax Update | Newsletter März 2022
Im Editorial des #TolSaxUpdate März schreibt Lena Schlutter vom Netzwerk für Demokratische Kultur e.V. über die Geschichte des Feministischen Kampftags am 08. März und verschiedene Wege, aktiv zu werden und sich Gehör zu verschaffen. Auch der restliche Newsletter ist wieder gespickt mit verschiedenen Möglichkeiten der Beteiligung am und über den Kampftag hinaus – etwa bei den zahlreichen Veranstaltungen, mit Hilfe der Materialien oder durch die Unterstützung verschiedener Forderungen.
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Editorial von Lena Schlutter, Netzwerk für Demokratische Kultur e.V.
Liebe Mitglieder, Liebe Engagierte,
Heraus zum 8. März! Heraus zum Frauentag! …Oder zum Frauenkampftag? Oder zum Frauenstreik? Zum Feministischen Streik? Was denn jetzt?
1911 fand der Tag erstmalig als „Internationaler Tag der arbeitenden Frauen“ statt. Mit dieser Bezeichnung wollte man sich gegen den bürgerlichen Feminismus abgrenzen. Dieser forderte lediglich das Frauenwahlrecht und übersah so, dass Frauen nicht nur rechtlich, sondern auch ökonomisch abhängig von Männern gemacht werden und die Doppelbelastung arbeitender Frauen. Der Bewegung sozialistischer-arbeitender Frauen allen vorne heran stand übrigens mit Clara Zetkin, eine Leipzigerin.
1926 wurde der 8.3. institutionalisiert, dann von den Nationalsozialisten verboten, danach von der DDR-Regierung instrumentalisiert und in der BRD bis in die 80er hinein vergessen.
Nach kurzen Anfangsschwierigkeiten zwischen ost- und westdeutschen Feminist*innen nach der Wiedervereinigung, wird der Tag seit 1994 wieder als ein gemeinsamer Tag begangen. Der Feminismus öffnet sich seit den 90er Jahren auch immer weiter für Fragen der Geschlechtsdiversität. So kämpfen am 8.3. auch viele Menschen gegen Transfeindlichkeit und für die Akzeptanz einer geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt.
Da nun, an der Seite von Frauen, auch viele Queers den 8.3. begehen, spricht man nun eher vom „Feministischen Kampftag“ oder „Feministischen Streik“. Der Streik als Protestform kommt übrigens auch aus der sozialistischen Arbeiterinnenbewegung. Diese legten zum Frauenkampftag ihre Arbeit nieder, um für ihre Sache zu kämpfen. Streiken hatte in der Vergangenheit einen großen Erfolg. In Russland setzte der Frauenstreik 1917 die Russische Revolution in Gang und in der Schweiz kamen 1991 eine halbe Millionen Streikende zusammen!
Beschäftigt man sich mit den Forderungen, die die Frauen und Queers, über die Jahre stellten, so wird vor allem eins klar: Es gibt noch viel zu tun! Zwar hat sich die rechtliche Lage von Frauen und Queers in den letzten Jahren verbessert, jedoch können wir aus der sozialistischen Frauenbewegung lernen, dass eine rechtliche Gleichstellung nicht ausreicht. Ein in den letzten Jahren im Feminismus viel besprochenes Problem ist die Doppelbelastung von Frauen und Queers durch, zum Einen, Erwerbsarbeit und, zum Anderen, Haushalts- und Fürsorgearbeit, sogenannter Care-Arbeit. Also Wäsche waschen, Kinder trösten, Beziehungsprobleme lösen, die Oma pflegen, die Bedürfnisse der Mitmenschen mitdenken, aber auch Erwerbsarbeit wie Krankenpflege oder Altenpflege. Care-Arbeit wird entweder gar nicht oder schlecht bezahlt und meist von Frauen oder Queers ausgeführt. Unbezahlte Care-Arbeit findet dabei noch zusätzlich zur Erwerbsarbeit statt, was viele Frauen unter den ständigen Druck einer Doppelbelastung setzt. Dass sich daran etwas ändert, wird schon gefordert, seit es den Feministischen Kampftag gibt.
Immer wieder werden Frauen durch den Partner oder ein Familienmitglied getötet, weil sie Frauen sind, wegen ihrer gesellschaftlichen Position als Frau oder weil ihnen dieses Geschlecht gesellschaftlich zugeschrieben wird. Das nennt man dann Femi(ni)zid. Das hat nichts mit einer „Beziehungstat“, noch einem „Ehedrama“ zutun. Hier geht es um einen Mord, der sich systematisch gegen Frauen richtet und auch als solcher benannt werden muss.
Genügend Punkte zur Empörung also. Und genau deswegen sollten wir uns, als Frauen und Queers, am 8.3. und eigentlich jeden Tag, Gehör verschaffen. Möglichkeiten dafür gibt es viele. Ob groß organisierte Demonstration, Flugblätter verteilen, eine kreative Aktion im öffentlichen Raum, Zines verfassen, mal wieder mit dem sexistischen Nachbar streiten, ein Treffen organisieren. Die Möglichkeiten sind zahlreich. Aktiv werden ist auch nicht auf den städtischen Raum begrenzt. Trefft euch mit Frauen und Queers aus eurer Kleinstadt oder eurem Dorf. Sprecht über eure Vorstellungen, eure Erfahrungen, streitet euch, kommt wieder zusammen oder eben nicht. Hauptsache ihr macht etwas und fordert, was euch (schon lange) zusteht!
Viel Spaß bei der Lektüre wünscht,
Lena Schlutter, Netzwerk für Demokratische Kultur e.V. | lena.schlutter@ndk-wurzen.de
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Auf unserer Website unter Koordination erfahrt Ihr, welche Mitarbeiter_in aus der TolSax-Koordination fortan für welche Eurer Fragen die richtige Ansprechperson ist.
Anmerkung: Die Einleitung spiegelt nicht die Meinung des Netzwerkes oder des Sprecher_innenrates wieder, sondern einzig der Verfasser_innen.
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