TolSax Update | Newsletter Mai 2022
Im #TolSax-Update Mai erzählen Felix Pankonin und Dorothea Schneider als Mitglieder von „Zittau gemeinsam“ von ihrem Umgang mit den Coronaprotesten vor Ort und was es braucht, um weiter aktiv zu bleiben. Und das ist wichtig, denn der Newsletter zeigt noch viele weitere Themen und Bereiche auf, für die es sich zu engagieren lohnt. Viel Spaß bei der Lektüre!
Zum Mai-Newsletter
Editorial von Felix Pankonin und Dorothea Schneider, Mitglieder „Zittau gemeinsam“
Liebe Mitglieder, Liebe Engagierte,
über Corona wurde in den letzten zwei Jahren viel gesprochen. Ebenso über die zahlreichen Coronaproteste und deren starkes Radikalisierungspotenzial. Lange war die Zivilgesellschaft diesbezüglich in einer Art Ohnmachtshaltung. Die Suche nach dem richtigen Umgang, der eigenen Positionierung, den geeigneten Ausdrucksmitteln und -formen dauert teilweise heute noch an. In vielen Orten kam auch Bewegung rein. Menschen fanden sich in Bündnissen zusammen oder schlossen sich bestehenden Strukturen an. Es gab zahlreiche Petitionen mit klaren Statements und breitem Unterstützer_innenkreis. U.a. in Zittau wurde außerdem der Kontakt zu den Montagsdemonstrant_innen gesucht. Gesprächsbereitschaft und der Wunsch nach Dialog, aber auch das Benennen des Problems, waren Motivation. Die dabei gemachten Erfahrungen haben wiederum Spuren bei den Engagierten hinterlassen.
Was macht es mit Menschen, wenn sie über Wochen die Proteste beobachten, die Reden auf der Bühne wahrnehmen und Gespräche mit den unterschiedlichsten Demonstrant_innen führen? Wie gehen Menschen damit um, wenn sie Ängste und Sorgen, aber auch zahlreiche Verschwörungserzählungen, rassistische und antisemitische Aussagen kommuniziert bekommen? Was passiert, wenn sie (vielleicht auch zum ersten Mal in ihrem Leben) Ziel von Bedrohung werden?
Auf alle Fälle schweißt es Personen zusammen, die sich z.T. vorher völlig unbekannt waren. Es wurde wieder mal spürbar, wie wichtig es ist, eine feste Gruppe zu haben, in der es die Möglichkeit und den Raum gibt, einander zuzuhören und sich auszutauschen. In Gesprächen und Diskussionen über das Erlebte bestärkte man sich weiterzumachen. Doch fehlende Wirksamkeit und zunehmende Übergriffe bzw. die wachsende Sorge vor diesen wirkte auch hemmend. Trotz angemeldeter Kundgebung fühlten sich die Menschen schutzlos der immer aggressiver werdenden Stimmung der Coronademonstrant_innen ausgesetzt. Erst nach einigen Wochen der parallel stattfindenden Kundgebungen und Zwischenfällen stieg die Polizeipräsenz spürbar. Dabei mussten wir immer wieder beobachten, wie Verstöße gegen geltende Gesetze nicht geahndet wurden, bzw. dass die Motivation der Beamt_innen, diesen nachzugehen, sich eher gering hielt. Dabei sprechen wir schon gar nicht von der Einhaltung der Coronaschutzmaßnahmen, sondern z.B. von Drohnenflügen über den Marktplatz, welcher, aufgrund der Nähe zum Krankenhaus, als Sperrzone gilt. Situationen, die frustrieren und für Unverständnis sorgen.
Umso frustrierender wirkten die Aussagen von einzelnen Politiker_innen und Verantwortlichen des Landkreises. Im Kontakt mit politischen Verantwortungsträgern und Behörden erfuhr man eher Gleichgültigkeit bis Ablehnung. Die Coronaproteste wurden klein geredet, eine Bedrohung zwar wahr- aber nicht als solche ernst genommen – „man kenne sich ja“. In Gesprächen wurde uns nahegelegt, sich doch andere Themen zu suchen. Statt sich über das zivilgesellschaftliche Engagement zu freuen und dieses zu stärken, bremst man es aus.
Diese Tatsache führt uns zu der Frage zurück: Was macht das mit einem Menschen? All diese Dinge können dazu führen, das Engagement aufzugeben, sich vielleicht sogar selbst desillusioniert von der Demokratie abzuwenden. Aber manchmal ist eine Möglichkeit zum Umgang damit ganz einfach. Es braucht nur etwas Spontanität, Humor und in diesem Fall eine Kamera. Und ja, vielleicht auch ein kleines bisschen Mut. In Zittau ist auf die Weise ein Video (YouTube-Link) entstanden, in dem eben ein paar dieser engagierten Menschen, stellvertretend für viele Weitere, die Beobachtungen bei den Protesten verarbeiteten und die Montagsdemonstrationen offiziell für beendet erklärten (direkt zum Video auf YouTube hier). Der Anspruch war nicht eine perfekte Inszenierung hinzulegen, sondern bei all der Ernsthaftigkeit selbst lachen zu können und andere damit anzustecken.
Weitere lokale Perspektiven auf die Coronaproteste sowie unterschiedliche Ideen und Reflektionen zu einem geeigneten Umgang vor Ort bietet die Interview-Reihe „TolSax OnAir: Pandemie und Protest“, die im April u.a. bei Radio Blau ausgestrahlt wurde und hier nachgehört werden kann. Mehr Informationen zur Reihe findet ihr – neben Analysen, Materialien, Terminen uvm. – im vorliegenden Newsletter.
Viel Spaß bei der Lektüre wünschen
Felix Pankonin und Dorothea Schneider (Mitglieder „Zittau gemeinsam“)
Kontakt: doro@augenauf.net
Die Koordination erreicht ihr unter:
Antonia | redaktion@tolerantes-sachsen.de
Annegret | koordination@tolerantes-sachsen.de | 0178 54 45 807 | 03425 82 98897
Frank | buero@tolerantes-sachsen.de | 0177 466 06 51 | 03425 82 999 59
Auf unserer Website unter Koordination erfahrt Ihr, welche Mitarbeiter_in aus der TolSax-Koordination für welche Eurer Fragen die richtige Ansprechperson ist.
Anmerkung: Die Einleitung spiegelt nicht die Meinung des Netzwerkes oder des Sprecher_innenrates wieder, sondern einzig der Verfasser_innen.
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