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Fachtag: Sicherheitsgefühle – Die Geschützten und die, vor denen geschützt wird | Chemnitz
17. Juni | 13:00 – 19:00
Gäste:
Prof. Dr. Tobias Singelnstein
Tobias Singelnstein ist seit 2022 Professor für Kriminologie und Strafrecht an der Goethe-Universität Frankfurt und war zuvor an der Ruhr-Universität Bochum tätig. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen soziale Kontrolle, empirische Polizeiforschung, Digitalisierung im Strafrecht sowie den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Strafverfolgung. Er ist u. a. Mitglied im Fachkollegium der Deutschen Forschungsgesellschaft, Mitherausgeber der Fachzeitschriften Neue Kriminalpolitik und Kriminologisches Journal, Vertrauensdozent der Hans-Böckler-Stiftung sowie stellvertretender Vorsitzender des ECCHR. Mit seiner wissenschaftlichen Arbeit und seinem gesellschaftlichen Engagement prägt Tobias Singelnstein maßgeblich die kritische Auseinandersetzung mit Sicherheitsfragen, Strafrecht und Polizei in Deutschland.
Shiva Darabi
Neben dem Studium der Sozialen Arbeit mit dem Schwerpunkt auf Menschenrechtspädagogik an der EH Freiburg hat Shiva eine Weiterbildung in der Traumapädagogik an der Uniklinik Ulm absolviert. 2022 wurde sie von der Inititative Awareness als Trainerin ausgebildet und arbeitet seither in diversen Projekten (z. Bsp. BNE youpaN, Heizhaus Leipzig) als Prozessbegleitung, Awarenessleitung und Bildungsreferentin.
Neben der Leitung von diversen Workshops, somatischer Arbeit und sozio-kulturellen Projekten (Eigeninitiative e.V.) forscht sie nach Wegen zur Verkörperung sozialer Gerechtigkeit und Erinnerungskultur.
Verband binationaler Familien & Partnerschaften
Das Programm
Wir möchten verschiedene Perspektiven teilen und kritisch über Kriminalisierung von Muslim:innen oder muslimisch gedeuteten Menschen sowie über Sicherheit und (institutionellen) Rassismus sprechen. Der Fachtag bietet Impulse und Raum für Austausch und Vernetzung in folgenden Formaten:
VORTRAG
von Prof. Dr. Tobias Singelnstein
Prof. Singelnstein wird aus kriminologischer Sicht auf die polizeiliche Kriminalitätsstatistik eingehen und über die Auswirkungen auf Polizeiarbeit, Sicherheitsdiskurse und Kriminalisierung eingehen, sowie unser Verständnis von statistischen Werten in Bezug auf die sogenannte Ausländerkriminalität und deren populistische Instrumentalisierung als Krise herausfordern.
WORKSHOP 1
„Sicher anders – Räume gestalten mit Awareness“
mit Shiva Darabi
Der Workshop führt in grundlegende Perspektiven auf Awareness-Arbeit und transformative Gerechtigkeit ein.
Im Zentrum stehen Fragen nach alternativen Konzepten von Sicherheit und dem gemeinschaftlichen Umgang mit Gewalt, Machtmissbrauch und Konflikten – jenseits von strafenden oder ausschließenden Maßnahmen.
Ziel ist es, erste Impulse für die Gestaltung von solidarischen, achtsamen und verantwortungsvollen Räumen zu vermitteln.
Dabei werden theoretische Ansätze mit praxisnahen Beispielen verbunden und zur gemeinsamen Reflexion eingeladen.
WORKSHOP 2
„Versicherheitlichung“
mit dem Verband binationaler Familien & Partnerschaften
In der hiesigen Gesellschaft herrschen Vorstellungen von Sicherheit und Unsicherheit, die durch die Kriminalisierung migrantischer Orte, die Rassifizierung von Gewalt, durch Bilder der vermeintlichen Bedrohlichkeit Rassifizierter und der vermeintlichen Verwundbarkeit eines dominanzgesellschaftlichen „Wir“ aufrechterhalten werden. Ihre Verzahnungen mit Imaginationen von Volkszugehörigkeit sind offenkundig. Grenzregimepolitiken ebenso wie Verdächtigungsdebatten greifen auf Unterscheidungen zwischen einem nationalstaatlich gedachten deutschen „Wir“ und den „Anderen“ zurück und aktualisieren diese zeitgleich.
Das ist gerade deshalb so wirkmächtig, weil es in vielen Kontexten als „normal“ erscheint. Hier setzt das Workshopkonzept „Versicherheitlichung“ an.
Ziel des Workshops ist es, einen gemeinsamen Raum zu eröffnen, um Normalisierungsdiskurse zu durchkreuzen und nachzuspüren, wem Praxen der Versicherheitlichung welchen Platz in der Gesellschaft zuweisen.
CRITICAL WALK
in Kooperation mit Offener Prozess – ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex
(ASA-FF e.V., RAA Sachsen e.V., Initiative Offene Gesellschaft e.V.)
Der Spaziergang durch das Fritz-Heckert-Viertel in Chemnitz thematisiert die architektonische, soziale und politische Geschichte des Viertels. Im Fokus steht der Stadtteil als Wohn-, Vernetzungs- und Tatort des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU).
Gemeinsam mit den Teilnehmenden besuchen wir Orte, an denen das NSU-Netzwerk lebte und seine Verbrechen verübte, und wir fragen nach der lokalen Verankerung sowie Möglichkeiten der Aufarbeitung.
Um Anmeldung wird gebeten.
Der genaue Ort wird mit der Anmeldebestätigung übermittelt.