PM: Zivilgesellschaft schlägt Alarm: 70 Integrations- und Teilhabeprojekte in Sachsen vor dem Aus – gesellschaftlicher Zusammenhalt ist in Gefahr
Zivilgesellschaft alarmiert: 70 Integrations- und Teilhabeprojekte in Sachsen vor dem Aus – gesellschaftlicher Zusammenhalt ist in Gefahr
Wurzen, den 28.11.2025: 44 zivilgesellschaftliche Träger der Integrations- und Teilhabearbeit schlagen mit einem Offenen Brief an Staatsministerin Petra Köpping Alarm: Ende Oktober wurden 70 von 91 Projektanträge für 2026 im Bereich integrationsfördernde Einzelprojekte (Säule B) der sächsischen Richtlinie Integrative Maßnahmen abgelehnt.
Die Zivilgesellschaft, darunter viele Mitglieder des Netzwerks Tolerantes Sachsen, zeigt sich höchst besorgt: Trotz zusätzlicher Mittel, die im Sommer 2025 nach intensiven politischen Verhandlungen in den Haushalt aufgenommen wurden, hat die Sächsische Aufbaubank (SAB) offenbar deutlich weniger Fördermittel erhalten als erwartet. Dies gefährde nicht nur die Trägerlandschaft, sondern auch das Fundament eines solidarischen und demokratischen Gemeinwesens in Sachsen.
„Integration und Teilhabe sind nicht verhandelbar. Sie sind Grundpfeiler der Demokratiearbeit in Sachsen. Wenn etablierte Projekte wegbrechen, verliert nicht nur eine vulnerable Gruppe, sondern die gesamte Gesellschaft“, heißt es im Offenen Brief.
Die unterzeichnenden Initiativen betonen, dass Integrationsarbeit das Ergebnis jahrelang aufgebauter, oft ehrenamtlich getragener Vertrauens- und Beziehungsarbeit sei. Beratungsstellen, Begegnungsräume, Sprach- und Empowerment-Projekte sowie Schutzangebote für vulnerable Gruppen seien keine freiwilligen Nettigkeiten, sondern Voraussetzung für Bildungszugang, soziale Sicherheit und ein friedliches Zusammenleben in allen Regionen des Landes.
Ein Wegfall dieser Strukturen treffe Kommunen, Schulen, Arbeitgeber_innen, Nachbarschaften und Familien gleichermaßen – und gefährde präventive Arbeit gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Radikalisierung.
Die zentralen Forderungen des Offenen Briefes:
- Zweckgebundene Mittel verlässlich bereitstellen: Die im Haushalt 2025/26 beschlossenen Gelder müssen vollständig in die Integrativen Maßnahmen fließen.
- Langfristige Förderstrukturen statt jährlicher Unsicherheit: Kontinuität ist essenziell – besonders für spezialisierte Angebote wie Beratung und Schutz für queere Geflüchtete oder für landesweite Netzwerke.
- Transparenz über Auswahlverfahren und Kriterien: Entscheidungen der SAB müssen nachvollziehbar und öffentlich überprüfbar sein.
- Erarbeitung eines gemeinsamen Zukunftskonzepts: Die Expertise der Träger muss systematisch einbezogen werden. Sachsen braucht eine integrationspolitische Strategie, die nicht abbaut, sondern stärkt.
Der vollständige Offene Brief steht hier zur Verfügung: https://www.tolerantes-sachsen.de/offener-brief-zu-den-zahlreichen-ablehnungen-in-der-richtlinie-integrative-massnahmen
Das Netzwerk Tolerantes Sachsen ist ein Zusammenschluss von mehr als 160 sächsischen Initiativen, Vereinen und Organisationen, die sich für die Förderung demokratischer Kultur und gegen Einstellungen der Ungleichwertigkeit, Antisemitismus und Rassismus einsetzen. Aktuell wird die Arbeit des Netzwerks über das Programm „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ als Fachnetzwerk zur Stärkung demokratischer Werte und Handlungskompetenzen gefördert.
