Offener Brief: Wir* wollen ein Bildungs- und Dokumentationszentrum in Zwickau!

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Autor_innen: Bürger_innen aus Zwickau (via OpenPetition)

* Wir sind ein informelles Bündnis Zwickauer Bürgerinnen und Bürger, die sich mit dem Inhalt dieses offenen Briefes identifizieren können. Wir würden uns freuen, wenn Du zu den Unterzeichner*innen dieses Briefs gehörst!

Samstag, den 4. November 2023 / Zwickau

Ein Bildungs- und Dokumentationszentrum – darunter stellen sich womöglich manche ein Haus vor, in dem dargestellt wird, dass sich der NSU in Zwickau versteckte und wie hoch die Schuld der Stadt an dessen Verbrechen sei. Nein! Es geht um eine wissenschaftlich arbeitende Einrichtung, die moderne Ausstellungen zum Thema Rechtsextremismus anbietet, Fortbildungen für Fachpersonal, Führungen für Schulklassen. Die hochkarätige Kulturveranstaltungen oder auch europaweite Fachtagungen ausrichtet. Die lokale Geschichte bearbeitet, aber auf ganz Deutschland, Europa und die Welt schaut. Ein richtiges Institut könnte sich in unserer Stadt ansiedeln!

Für dieses Szenario, diese Vision, stehen Zwickau gerade alle Türen offen. Denn die sächsische Landesregierung hat dies in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben. Das Justizministerium hat den Punkt „Unterstützung eines Dokumentationszentrums zur Aufarbeitung und Dokumentation des NSU-Komplexes (SMJusDEG)“ offiziell in ein „Gesamtkonzept Rechtsextremismus“ für Sachsen aufgenommen. Auch die Bundesregierung hat sich zur Gründung eines solchen Zentrums in ihrem Koalitionsvertrag verpflichtet.

Zwickau hat eine Riesenchance, als schrumpfende Stadt im ländlichen Raum an Bedeutung zu gewinnen. Ein Bildungs- und Dokumentationszentrum ist ein ganz neuer Wirtschaftszweig für eine Stadt, in der Geisteswissenschaften bislang kaum eine Rolle spielen und wo dieser Arbeitsmarkt im Vergleich zu umliegenden Universitätsstädten wie Jena, Chemnitz oder Leipzig so gut wie nicht vorhanden ist. Man würde damit nicht nur Fachkräfte aus unserer Region halten können, sondern sogar aus anderen Teilen Deutschlands anlocken. Und zwar nicht mehr nur in den Bereichen Automobilbau und Technik. Genau diese Monokultur wird ja oftmals kritisiert.   

Andere Städte schlafen nicht und sind hier mitunter mehrere Schritte weiter. Sie halten sich nicht an Debatten auf, ob dieses und jenes nun zu links oder zu rechts ist, oder ob es dem Image von Zwickau schadet, dass der NSU hier gelebt hat. Letzteren Fakt wird man nicht mehr ändern können. Was man aber ändern kann, ist das Außenbild und die Entwicklung der Stadt und ihrer Menschen. Wollen wir so eine einmalige Gelegenheit nutzen? Oder lassen wir Chemnitz oder anderen Städten den Vortritt, weil wir das Potential nicht erkennen? Wir finden, dass damit eine einzigartige Chance verpasst wäre. Weil wir die Vergangenheit nicht ändern können, müssen wir an einer Zukunft arbeiten, in der sich solche Taten nicht wiederholen, wollen wir heute Verantwortung übernehmen und Aussöhnung leben.

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Redaktion TolSax

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