Petition: Antiziganismus bekämpfen – Beauftragtenstelle für Sinti und Roma wieder besetzen!
Autor_innen: Romano Sumnal – Verband der Roma und Sinti in Sachsen // Gjulner Sejdi
An: Bundeskanzler Friedrich Merz und Karin Prien Ministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Merz,
sehr geehrte Frau Ministerin Prien,
Wir sind Sinti und Roma – Bürgerinnen und Bürger dieses Landes. Deutschland hat uns unter dem NS-Regime verfolgt, deportiert, ermordet. Über 500.000 Menschen. Der Völkermord an unserer Minderheit ist noch immer nicht vollständig aufgearbeitet. Und auch heute erleben wir täglich Ausgrenzung, Hass, Diskriminierung – Antiziganismus. Und der nimmt zu.
Umso unverständlicher ist es für uns, dass die Bundesregierung die Stelle des Beauftragten für die Belange von Sinti und Roma und gegen Antiziganismus einfach gestrichen hat – still und leise, ohne Begründung, ohne neue Perspektive.
Der bisherige Beauftragte Mehmet Daimagüler hat Mut bewiesen, klar gesprochen und gehandelt – im Namen der Bundesregierung. Drei Beispiele zeigen, wie wichtig seine Rolle war:
- Als in Chemnitz zehntausende Flugblätter gegen Roma verbreitet wurden, war es seine Stimme, die auf Bundesebene eine Reaktion der Stadt ermöglichte.
- Als aus der Ukraine geflüchtete Roma an deutschen Bahnhöfen von Zugpersonal aus den Zügen geholt und an der Weiterfahrt gehindert wurden, war es neben dem Zentralrat der Beauftragte, der den Kontakt zur Deutschen Bahn aufnahm und ein Umdenken bewirkte.
- Als Politiker und Medien pauschale Vorurteile gegenüber Roma verbreiteten, war es seine öffentliche Stellungnahme, die Antiziganismus als solchen benannte und ihm widersprach – mit Autorität.
Wer wird das jetzt tun? Wer schützt uns? Wer hört hin, wenn es wieder brennt – und es brennt leider oft?
Wir fragen Sie, Herr Merz:
Sind Sie da, wenn unsere Rechte verletzt werden?
Wir fragen Sie, Frau Prien:
Können Sie uns versprechen, dass wir als Minderheit nicht wieder übersehen werden?
Wir fordern Sie beide auf: Besetzen Sie die Stelle des Beauftragten neu!
Es war ein wichtiges Zeichen, dass sie geschaffen wurde. Es ist ein verheerendes Zeichen, dass sie nun einfach entfällt – obwohl Antiziganismus weiterhin Alltag ist. Obwohl wir endlich mehr Sichtbarkeit brauchen. Obwohl wir ein Teil dieser Gesellschaft sind.
Diese Entscheidung muss rückgängig gemacht werden.
Ein Beauftragter für die Belange von Sinti und Roma ist kein verzichtbarer Luxus – sondern eine Notwendigkeit.
Wir bitten Sie: Handeln Sie. Und zeigen Sie, dass Sie es ernst meinen – mit Erinnerung, mit Menschenrechten, mit Verantwortung.
Warum ist das wichtig?
Wir Sinti und Roma gehören seit Jahrhunderten zu Deutschland – und erleben bis heute Ausgrenzung, Diskriminierung und Hass. Antiziganismus ist kein Randproblem, sondern eine tief verwurzelte Form des Rassismus, die oft übersehen oder verharmlost wird.
Gerade deshalb braucht es eine klare politische Stimme, die hinschaut, reagiert und Verantwortung übernimmt. Die Beauftragtenstelle gegen Antiziganismus war ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Dass sie jetzt ersatzlos gestrichen wurde, sendet ein fatales Signal – an die Minderheit und an alle, die sich für eine gerechte, demokratische Gesellschaft einsetzen.
Diese Petition richtet sich nicht nur an Sinti und Roma. Sie richtet sich an alle, die finden: Antiziganismus darf keinen Platz haben – nicht in der Gesellschaft und nicht in der Regierungspolitik.