Broschüre: Unter den Teppich gekehrt – Das Unterstützungsnetzwerk des NSU in Sachsen

Autor_innen: Kulturbüro Sachsen e.V.
Am 4. November 2011, hat sich die rechtsterroristische Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) selbst enttarnt. Gut 14 Jahre später, am 06.11.2025 beginnt nun vor dem Oberlandesgericht Dresden die Hauptverhandlung gegen Susann Eminger. Ihr wird vorgeworfen den NSU aktiv unterstützt zu haben. Zwischen 1998 und 2011 begingen die Mitglieder des NSU zahlreiche Verbrechen. Dem NSU-Komplex werden mindestens 10 Morde, 3 Sprengstoffanschläge und 15 Banküberfälle im gesamten Bundesgebiet zur Last gelegt. Bis heute sind ihre Taten nicht lückenlos aufgeklärt.
Das Kulturbüro Sachsen e.V. hat in den Jahren 2016/17 in einer aufwendigen Recherchearbeit die Dokumente der Untersuchungsausschüsse, des Gerichtsprozesses in München und zahlreicher Publikationen zum Thema intensiv ausgewertet. Ziel war es, die maßgeblichen Unterstützer*innen des NSU-Kerntrios in Sachsen zu identifizieren und ihre Unterstützungshandlungen für die Rechtsterrorist*innen offenzulegen. Die Publikation wurde 2017 ausschließlich als gedruckte Print-Version veröffentlicht.
Anlässlich der Hauptverhandlung gegen Susann Eminger stellen wir die Publikation aus dem Jahr 2017 jetzt kostenfrei als PDF zum Download zur Verfügung.
Politisch motivierte, organisierte Kriminalität und im Speziellen rechtsterroristische Straftaten bedürfen, nicht nur aufgrund ihres Angriffs auf die demokratische Verfasstheit des Staates und aufgrund ihrer Auswirkungen auf die Gesellschaft, sondern vor allem aufgrund ihrer schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen, ihre Familien und Angehörigen einer genauen Aufdeckung der Hintergründe, die von verschiedenen gesellschaftlichen, politischen und juristischen Bereichen gleichermaßen geleistet werden muss.
Wir sehen es als eine zivilgesellschaftliche Aufgabe an, diejenigen öffentlich zu benennen, die es den Neonazis des NSU ermöglichten, ihre Taten zu verüben. Damit soll auf blinde Flecken in der Aufklärung und letztlich auf die fortwährende Gefahr verwiesen werden, die von extrem rechten Szenen ausgeht.
Der Hauptprozess gegen die fünf Hauptangeklagten vor dem Oberlandesgericht München (6. Mai 2013 – 11. Juli 2018) ist vorerst abgeschlossen. Deutlich wird vor allem, was die juristische Aufarbeitung bisher nicht leisten konnte. Kaum sichtbar bleibt beispielsweise das Unterstützungsnetzwerk, welches grundlegend zur Ermöglichung der begangenen Straftaten beitrug. Unübersichtlich bleiben auch die Ergebnisse der zahlreichen Untersuchungsausschüsse im Bundestag und in den Landtagen, die zur Aufklärung der Taten des NSU-Komplexes beitragen sollen.
Wir erheben mit dieser Publikation zum Unterstützungsumfeld des NSU-Kerntrios in Sachsen keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es werden dabei Menschen und Strukturen sichtbar, die zum Teil heute noch in Sachsen existent sind und bisher nicht zur Verantwortung gezogen wurden. Es ist die Aufgabe einer kritischen Zivilgesellschaft, kein Gras über die Sache wachsen zu lassen und die Verantwortlichen und ihre Verantwortung klar zu benennen. Nach wie vor besteht ein hohes öffentliches Interesse an der Aufklärung der Taten und der Anklage gegen die Unterstützer*innen des NSU-Kerntrios.
