Wir solidarisieren uns mit Familie Pareulidze. Wir verurteilen die menschenunwürdige Abschiebepraxis der sächsischen Behörden.

Autor_innen: Buntes Meißen – Bündnis Zivilcourage e.V.

Polizisten rissen auf Anweisung sächsischer Behörden die in Meißen gut integrierte Familie Pareulidze in den frühen Morgenstunden des 26.Mai 2021 ohne Vorwarnung aus dem Schlaf. Sie drangen in deren Wohnung auf der Kurt-Hein-Straße in Meißen ein und forderten die Eltern samt ihren fünf Kinder auf, sich innerhalb von 25 Minuten für das Verlassen ihres Heims, für den Abtransport und die Ausreise nach Georgien fertig zu machen.

Nach Aussage der 13jährigen Tochter beschlagnahmten die Polizisten Mobilfunktelefone der Familie, die Tablets sowie vier Kindersparbüchsen samt Inhalt von jeweils ca. 100€.

Der Vater der Familie verletzte sich infolge seiner Verzweiflung, wurde von einem Polizeibeamten mit den Knien auf dem Rücken justiert und nach medizinischer Behandlung in die Abschiebehaft nach Dresden gebracht. Die Frau und die fünf Kinder wurden noch am Vormittag per Flugzeug nach Georgien abgeschoben.

Aus mehreren fernmündlichen Gesprächen mit Familie Pareulidze wissen wir, dass die Abgeschobenen bei Verwandten in Georgien untergekommen sind. „Meine Mama muss mit drei meiner Geschwister in einem Bett schlafen. Wir haben nichts und wissen nicht, wie es weitergehen soll.“ – sagte die 13jährige Aishat in einem Telefonat am Abend des 29. Juni 2021.

Bei Familie Pareulidze handelte es sich um in jeder Hinsicht in Meißen und im unmittelbaren Umfeld gut integrierte Mitmenschen. Die Ablehnung ihres Asylantrags und die menschenunwürdige Art und Weise ihrer Abschiebung versetzt ihrem Leben einen sinnlosen und grausamen Schlag. Das Agieren der Behörden nimmt die Traumatisierung von Kindern hemmungslos in Kauf. Das kleinste Kind der Familie, das Mädchen Madiin, ist zweieinhalb Jahre alt.

Unser Verständnis von einem durch Mitmenschlichkeit und Würde geprägten Deutschland ist erschüttert. Wir verurteilen die Abschiebepraxis der sächsischen Behörden und solidarisieren uns mit Familie Pareulidze.

Wir fragen die zuständigen Behörden, die Verantwortlichen im sächsischen Innenministerium, in der Landesdirektion und im Meißener Landratsamt:

Wer hat diese Abschiebung angeordnet?
Wer ist für die Art und Weise der Durchführung verantwortlich?
Wo befinden sich die entwendeten Mobilfunktelefone, Tablets und die den Kindern entwendeten Sparbüchsen samt Inhalt?
Was wird mit dem zurückgebliebenen Eigentum der Familie Pareulidze?

Wir fordern die Bürgerinnen und Bürger von Meißen und alle Menschen guten Willens auf, gegen das Agieren der sächsischen Behörden zu protestieren. Wir werden zu diesem Zweck eine Veranstaltung organisieren und öffentlich einladen.

Wir können die Art und Weise des Umgangs mit Familie Pareulidze nicht akzeptieren.
Wir verurteilen sie. Wir fürchten die Verrohung der Gesellschaft, befördert durch den Staat.

Wir behalten uns vor, rechtliche Schritte gegen das Agieren der sächsischen Behörden einzuleiten, ggf. auch an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.
Um der mittellos dastehenden Familie schnell zu helfen, erbitten wir Geldspenden auf das Konto:
Bernd Oehler, IBAN: DE 93 850 55 000 15 00 66 9500; Stichwort: Hilfe georgische Familie
Alle Spenden werden zu 100 Prozent an die Familie überwiesen.

Serpina Bittner, Haus für Viele(s), Andreas Graff, Stadt- und Kreisrat, Volker Herold, Brigitte Hofmann und Familie, Nachbarn und Paten der Familie Pareulidze, Olaf Markert, Mitglied der Bürgerinitiative „Meißen kann mehr“, Bernd Oehler, Vorsitzender Buntes Meißen, Frank Richter, Sören Skalicks, Kreisrat

Meißen, 2. Juli 2021

Weitere Informationen hier

Redaktion TolSax

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