TolSax Update | Oktober 2025

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Zum Start in den Herbst blickt Jana Henker von Buntes Meißen – Bündnis Zivilcourage e.V. im Editorial des Oktober-Newsletters auf die Oberbürgermeister-Wahl in Meißen Anfang September zurück. Der Ausgang dieser Wahl ist für den Verein ein starkes Signal dafür, dass Demokratie wehrhaft ist: „Wenn wir uns nicht einschüchtern lassen und zeigen, dass Vielfalt Bereicherung ist, dass sich kultureller Austausch lohnt und ein freundliches Miteinander möglich ist, dann werden Neugier und Mut Angst und Abschottung überwinden.“ Darüber hinaus findet Ihr im Newsletter wie gewohnt Termine, Fördertipps und weitere Anregungen für Euer Engagement in Sachsen.

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Editorial von Jana Henker | Buntes Meißen – Bündnis Zivilcourage e.V.

Liebe Mitglieder, liebe Engagierte,

wer wünscht sich nicht einen goldenen Herbst mit spätsommerlichen Temperaturen, viel Sonne und blauem Himmel? Noch einmal auftanken und Kräfte sammeln, bevor der Winter kommt. In Meißen war die Stimmung allerdings schon seit geraumer Zeit eisig – und am Vorabend der Wahl im September wurde sie geradezu frostig.

Zur Wahl des Oberbürgermeisters stellte die AfD René Jurisch auf, ein früheres NPD-Mitglied, das aufgrund eines Unvereinbarkeitsbeschlusses zwar nicht Parteimitglied sein darf, sich jedoch längst als das Gesicht der AfD in Meißen präsentiert. Dabei wird er nicht nur von der sächsischen Landesspitze, sondern auch von führenden Vertretern der Bundesebene hofiert. Ein Widerspruch, wie so vieles andere in dieser Partei. Jurisch, der sich im Netz immer wieder rechtsextrem äußert und sich ungeniert mit einem „Schwarze Sonne“-Tattoo zeigt (ein unter Nazis verbreitetes Ersatzsymbol für das Hakenkreuz), wurde zur Kommunalwahl 2024 mit den meisten Stimmen in den Meißner Stadtrat gewählt. Seither versucht er, seine rechtsextreme Vergangenheit kleinzureden und sich als Kümmerer zu inszenieren. Beinahe wäre dieses Bild aufgegangen: Die lokale Presse begleitete ihn auf Stadtspaziergängen und zeichnete das Bild eines angeblich geläuterten Pragmatikers. Damit hat sie ihren Auftrag klar verfehlt. Im Rahmen einer journalistischen Ausgewogenheit wäre es ihre Aufgabe gewesen, Jurisch kritisch einzuordnen und nicht Teil einer Normalisierungskampagne zu werden. Und von Lokalpolitiker_innen bis hin zur CDU-Landtagsabgeordneten Daniela Kuge gab es immer wieder Händeschütteln und offene Zusammenarbeit.

Seit die AfD stärkste Kraft im Stadtrat ist, hat sich das politische Klima in Meißen spürbar verändert. Eine gezielte Stimmungsmache gegen unseren Verein, das Bunte Meißen e.V., führte dazu, dass ein bereits fast genehmigter Förderantrag nicht mehr berücksichtigt wurde. Verleumdungen und Hetze im Internet stachelten andere zur Gewalt vor Ort an: Einschüchterungsversuche mit einer Handgranatenattrappe vor dem Vereinsbüro, Drohbriefe, ein Brandanschlag im Juni dieses Jahres. All das hat gezeigt, wie schnell Worte in Taten umschlagen können, wenn Hass unwidersprochen Raum bekommt. Die Sorge war berechtigt, dass es noch schlimmer kommen würde, wenn ein Nazi Oberbürgermeister wird.

Und dann die Erleichterung am 7. September: Der parteilose Kandidat Markus Renner gewinnt im ersten Wahlgang. Ein breites Bündnis demokratischer Parteien und zivilgesellschaftlicher Akteure hatte sich hinter ihm versammelt. Meißen zeigt, dass die AfD verhindert werden kann, wenn Demokrat_innen zusammenhalten und sich nicht spalten lassen. Dieser Wahlausgang war mehr als nur eine Abstimmung – er war ein starkes Signal, dass Demokratie wehrhaft ist. Wir können wieder aufatmen, weil wir sehen, dass es sich lohnt, für demokratische Werte zu kämpfen und Faschisten beim Namen zu nennen.

Deswegen wird der Herbst GOLDEN sein, auch wenn das Wetter wieder kälter wird. Wenn wir uns nicht einschüchtern lassen und zeigen, dass Vielfalt Bereicherung ist, dass sich kultureller Austausch lohnt und ein freundliches Miteinander möglich ist, dann werden Neugier und Mut Angst und Abschottung überwinden.

In Thüringen gibt es die Aktion „Gold statt Braun“, bei der viele Akteure mit goldenen Folien jedes Jahr am 8. Mai an die Befreiung vom Nationalsozialismus erinnern und ein Zeichen für Vielfalt, Respekt und Toleranz setzen. Solche sichtbaren Zeichen, bunte antifaschistische Aktionen und ermutigende Wahlausgänge sind das Gegengift gegen Resignation – sie schenken uns Hoffnung. Lasst uns mehr darüber reden und mit Hoffnung anstecken!

In diesem Sinne: einen goldenen Herbst uns allen und viel Freude beim Lesen dieses Newsletters.

Jana Henker | Buntes Meißen – Bündnis Zivilcourage e.V. | info@buntes-meissen.de

Die TolSax-Redaktion erreicht Ihr unter: Johanna | redaktion@tolerantes-sachsen.de | 0176 320 76 320
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Auf unserer Website unter Koordination erfahrt Ihr, welche Mitarbeiter_in aus der TolSax-Koordination für welche Eurer Fragen die richtige Ansprechperson ist.

Anmerkung: Die Einleitung spiegelt nicht die Meinung des Netzwerkes oder des Sprecher_innenrates wieder, sondern einzig der Verfasser_innen.

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