TolSax Update | Juli 2023

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Im Editorial des #TolSax-Updates Juli schreibt das Team des Projektes Offener Prozess von ASA-FF e.V. über das mehrmonatige Veranstaltungsprogramm rund um NSU-Komplex und Rechtsextremismus im Erzgebirge. Und auch sonst ist unser Newsletter wieder gespickt mit Anregungen und Ressourcen für Eure Demokratiearbeit!

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Editorial vom Team Offener Prozess, ASA-FF e.V. 

Liebe Mitglieder, liebe Engagierte,

gerne möchten wir Euch darüber informieren, dass der ASA-FF e.V. mit den Projekten Offener Prozess und neue unentd_ckte narrative gemeinsam mit vielen lokaler Partner_innen seit dem 18. April ein mehrmonatiges Veranstaltungsprogramm im Erzgebirge realisiert. Thematisch geht es dabei um die Verbindungen des NSU-Komplexes in die Region sowie um rechtsextreme Aktivitäten und Perspektiven von Betroffenen auf die Lage im Erzgebirge. Im Rahmen dieses Programms wird eine kleinere Version der Ausstellung Offener Prozess noch bis zum 15. Juli im Theater Variabel Olbernhau und in der Alten Brauerei Annaberg gezeigt.

Bis heute sind viele Fragen zum Netzwerk des NSU auch im Erzgebirge offen. Zwar wurden einige der Unterstützer_innen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, doch die Beweisanträge vieler Nebenklagevertreter_innen im NSU-Komplex, die Recherchen von NSU-Watch und dem Kulturbüro Sachsen (Broschüre „Unter den Teppich gekehrt“) haben deutlich gemacht, dass es mehr Helfer_innen bei den Morden, Bombenanschlägen und Banküberfällen gegeben haben muss. Das häufige Nicht-Reagieren auf rechtspopulistische bis offen rechtsextreme Aktivitäten im Erzgebirge offenbart eine traurige Kontinuität antidemokratischer Tendenzen. Auch rechte völkische Siedler_innengruppen nutzen das Erzgebirge als Rückzugsort. Dazu zählen ebenfalls Reichsbürger_innen, die hier Immobilien erwerben, um frei von rechtsstaatlichen Grundsätzen leben zu können.

Die Bezüge des NSU-Komplex zur Region Erzgebirge waren der Ausgangspunkt für die Entwicklung eines thematischen Programms in der Region. Auf der Suche nach einem Ausstellungsort sind wir jedoch auf viele Hürden gestoßen. Einige Städte bzw. Orte haben die Präsentation der Ausstellung abgelehnt, weil sie nicht mit dem Thema in Verbindung gebracht werden wollen. Andere wollen nicht in ein schlechtes Licht gerückt werden. Es war meist kein einfaches „Nein“, eher ein monatelanges Hin und Her, bei dem wir uns die Unterstützung einiger wichtiger Entscheidungsträger in der Stadt erhofften, um kurz darauf durch den Widerstand anderer zurückgeworfen zu werden. Die lokalen Medien haben trotz geplanter Pressekonferenz Ausstellung und Rahmenprogramm bisher völlig ignoriert.

Gleichzeitig haben wir sehr engagierte Menschen und demokratische Akteur_innen kennengelernt, die sich in die Organisation der Veranstaltungen, in die Vermittlung der Ausstellungsinhalte und in die Entwicklung von Formaten wie der Gründung einer lokalen Geschichtswerkstatt einbringen.

Außerdem: Anfang Mai waren wir bei der Landespressekonferenz zu Gast und haben dort die Machbarkeitsstudie für ein NSU-Dokumentationszentrum vorgestellt, die wir zusammen mit dem RAA Sachsen e.V. erarbeitet haben. Die Studie schlüsselt auf, wie ein Dokumentationszentrum inhaltlich konzipiert werden kann und welche organisatorischen Rahmen dafür notwendig sind. Als Standorte empfiehlt die Studie Chemnitz und Zwickau: Beide bilden einen gemeinsamen Erfahrungsraum, in dem der NSU entstehen und wirken konnte, und gleichzeitig bemühen sich zahlreiche lokale Initiativen um eine Aufarbeitung des NSU-Komplexes. Noch am selben Tag veröffentlichten jedoch die Oberbürgermeister_innen von Zwickau und Chemnitz eine gemeinsame Presseerklärung, in der sie ihre vielfältigen Bedenken äußern.

Die Teil-Ausstellung Offener Prozess im Erzgebirge ist noch bis zum 15. Juli zu sehen. Das Vermittlungsprogramm für Gruppen kann bis dahin noch in Anspruch genommen werden, und nächste Woche, am 5. Juli ab 16 Uhr, bieten wir zudem eine offene Führung im Theater Variabel an, für die Ihr Euch hier per E-Mail anmelden könnt.

Viel Vergnügen mit der Lektüre des Newsletters wünscht

das Team Offener Prozess, ASA-FF e.V. | offener-prozess@asa-ff.de Die Koordination erreicht Ihr unter:

Antonia | redaktion@tolerantes-sachsen.de
Ruth | koordination@tolerantes-sachsen.de | 0178 54 45 807 | 03425 82 98897
Frank | buero@tolerantes-sachsen.de | 0177 466 06 51 | 03425 82 999 59

Auf unserer Website unter Koordination erfahrt Ihr, welche Mitarbeiter_in aus der TolSax-Koordination  für welche Eurer Fragen die richtige Ansprechperson ist.

Anmerkung: Die Einleitung spiegelt nicht die Meinung des Netzwerkes oder des Sprecher_innenrates wieder, sondern einzig der Verfasser_innen.

Redaktion TolSax

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