TolSax Update | April 2023

Im Editorial unseres #TolSax-Updates April erzählen Doritta Kolb-Unglaub und Cathleen Klaus vom colorido e.V. von ihren Vorbereitungen zum 1. Mai in Plauen – einem Feiertag, Familientag, Gewerkschaftstag, den Neonazis immer wieder für sich vereinnahmen wollen. Neben ihrer Einladung zum Don’t be silent! Festival findet Ihr im Newsletter auch viele weitere Anregungen und Möglichkeiten, aktiv zu werden, Euch einzubringen und mitzugestalten.

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Editorial von Doritta Kolb-Unglaub und Cathleen Klaus, colorido e.V.

Liebe Mitglieder, liebe Engagierte,

in genau vier Wochen heißt es in Plauen am 1. Mai wieder: Don’t be silent!

Der 1. Mai ist ein Feiertag, ein Familientag, ein Gewerkschaftstag – niemals ein Tag für Neonazis.Trotzdem versuchen diese immer wieder, den Tag für sich zu vereinnahmen. In Sachsen in letzter Zeit vor allem durch die neonazistische Kaderpartei „Der III. Weg“, die in Plauen einen Stützpunkt betreibt.

Rückblick: 2014, 2016, 2018 und 2019 fanden am 1. Mai martialische Aufmärsche der Neonazis in Plauen statt. Teilweise mit schweren Ausschreitungen, die unsere Stadt regional und überregional in ein Licht als Nazistadt rückten.

2018 begannen wir von colorido e.V., ein erstes Konzept dagegen zu entwickeln, aber eigentlich gefiel uns ein DAGEGEN überhaupt nicht. Wir wollten schon lange weg vom Reagieren hin zum Agieren. Also mussten wir uns hinsetzen und das Konzept neu schreiben. So wurde 2019 das Festival „Don’t be silent“ geboren und feierte in diesem Jahr einen großen Erfolg mit über 1.000 Teilnehmer_innen. Das sollte eigentlich jedes Jahr fortgesetzt werden, aber dann kam Corona.

Schnelles Umdenken war gefragt. Wir mussten uns mit doch ungewohnter Technik vertraut machen, die nicht unbedingt zum alltäglichen Gebrauch gehörte. Es gelang uns in kurzer Zeit, ein breites Spektrum zivilgesellschaftlicher Akteure für die digitale Variante des Festivals ins Boot zu holen.

2022 standen wir wieder live auf der Bühne und erweiterten unser Format. Wir gingen eine sehr gelungene Partnerschaft mit Zwickau ein, denn diese Stadt war in diesem Jahr das Ziel der Neonazis. Nach diesem tollen Auftakt haben wir reflektiert und das Konzept so ausgebaut, dass wir gemeinsam 2023 wieder als Städteverbund präsent sein wollen, zusammen mit vielen Akteuren der Zivilgesellschaft in beiden Städten.

Mit dem Festival und anderen Aktivitäten legen wir einen Schwerpunkt auf kulturelle Förderung und politische Bildung. Das hat für uns einen hohen Stellenwert, da Jugendliche im Vogtland in ihren Möglichkeiten der kulturellen und sozialen Entwicklung sehr stark eingeschränkt sind. Alternative Freiräume, in denen Jugendliche ihre Bedürfnisse kreativ ausleben und sich mit anderen vernetzen oder politisch organisieren können, müssen langfristig und nachhaltig möglich gemacht werden.

Nur so holen wir uns eine kritische Zivilgesellschaft zurück, die einem Erstarken der Rechten auch etwas entgegensetzen kann, die nicht wegschaut und mitläuft, weil das einfacher ist. Um das Ziel einer solidarischen Gesellschaft zu erreichen, müssen wir uns und andere bilden, organisieren, einbringen – in gesellschaftliche und soziale Prozesse.

Es ist auch kein Schulterschluss, wenn Politiker_innen sich nur vor den Wahlkämpfen einbringen, um dann wieder im Nirwana zu verschwinden. Unterstützung von dieser Seite wünschen wir uns kontinuierlich und dauerhaft. Nicht nur, wenn mal wieder ein unangenehmes Thema aufploppt, das eine kurzsichtige Lösung zur Beruhigung der Gemüter braucht.

Wie konnte es nur so weit kommen, dass wir das fordern müssen? Dass wir am 1. Mai wieder laut werden müssen: Don’t be silent – Sei nicht still – Ungebrochen solidarisch. Dafür stehen wir am 1. Mai auf dem Albertplatz in Plauen mit Kultur, Politik und wie immer Musik.

Kommt vorbei! Bringt euch ein! Gestaltet mit! Lasst uns feiern!

Ob in Plauen oder anderswo in Sachsen – wenn wir nicht einfordern, wie wir leben möchten, werden es andere gestalten.

Doritta Kolb-Unglaub und Cathleen Klaus, colorido e.V. Plauen | kontakt@colorido.de

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Anmerkung: Die Einleitung spiegelt nicht die Meinung des Netzwerkes oder des Sprecher_innenrates wieder, sondern einzig der Verfasser_innen.

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